Dialog zum Kapitel „Menschen ehrlich begeistern“

Menschen ehrlich begeistern

Im Kapitel Menschen ehrlich begeistern gibt Ulf Brandes Anregungen und Praxisbeispiele, wie Organisationen klar und authentisch kommunizieren, warum sie tun, was sie tun.

Was ist Ihnen aufgefallen, was ging Ihnen beim Lesen durch den Kopf? Diese Webseite bietet Raum für Austausch, Fragen, Anregungen und vertiefende Materialien zu diesem Kapitel.  Weitere Materialien werden hier nach und nach ergänzt.

Zum Einstieg in die wesentlichen Themen gibt es im Internet hervorragende Artikel, gerade in Wikipedia. Googlen sie los! Welche Materialien würden Sie hier vorschlagen zu ergänzen? Zu welchen spezifischen Fragen wünschen Sie sich weitere Informationen?

Andere Leser freuen sich über Ihre Fragen und Anregungen, wie auch wir.  Nutzen Sie die Möglichkeit, Ihre Gedanken hier zu teilen! Am unteren Rand dieser Seite finden Sie ein entsprechendes Eingabefeld.

Welche Marken bedeuten uns etwas? Mit welchen identifizieren wir uns? Welche Anbieter und Dienstleistungen lieben wir? Was unterscheidet Produkte, denen wir alles verzeihen würden, von solchen, die wir morgen bedenkenlos durch ein anderes ersetzen würden?

Die Bedeutung von Produkten und Dienstleistungen speist sich aus vielen Quellen. Klassischen Erfolgsfaktoren wie Bedarf, Qualität und Markenimage widmet sich längst eine umfassende Literatur. Im 21. Jahrhundert haben weitere Aspekte Bedeutung gewonnen, wie etwa Authentizität.

Auf diese weiteren Faktoren wollen wir in diesem Kapitel eingehen. Sie scheinen eher Ausdruck von Haltungen zu sein als von Checklisten und Empfehlungen, von richtig oder falsch. So bietet dieses Kapitel eingangs vor allem Anregungen zur Reflexion. Der letzte Abschnitt dieses Kapitels empfiehlt zahlreiche konkrete Handlungsmöglichkeiten, von denen wir einige im nachfolgenden Teil des Buchs weiter vertiefen.

In unseren heutigen hochkomplexen Märkten kommt es weit weniger auf immer raffiniertere Marketingtaktiken an als vielmehr darauf, dass das ganze Haus mitdenken kann und dahinter steht. Akzeptanz entsteht über Mitwirkung, und vor allem über ein klares gemeinsames Verständnis.

Entsprechend sind die meisten der hier skizzierten Vertiefungs-Materialien zu diesem Kapitel bewährte Werkzeuge, die einen solchen Dialog im Haus erleichter und fördern. Statt endloser Gremiensitzungen entstehen mit ihrer Hilfe gemeinsam lebendige Produkte, die Kunden wie Mitarbeiter begeistern.

Arbeiten auf offener Bühne: „Frau Firefox“, Mitchell Baker

Mitchell Baker, die Vorsitzende der Mozilla Foundation und deren Tochtergesellschaft Mozilla Corporation, hielt im Mai 2013 auf der größten europäischen Internet-Konferenz re:publica Ihren Vortrag „Building a web we can trust“, den wir im Buch ins Deutsche übersetzt auszugsweise wiedergeben.

re:publica 2013 - Mitchell Baker, "Building a web we can trust"

Sinn: Was Menschen (wirklich) motiviert

Dass Menschen sich am ehesten dort engagieren, wo sie einen echten Sinn sehen, klingt wie eine Binsenweisheit. Im ersten Kapitel haben wir aus wissenschaftlicher Sicht die Frage vertieft, was Menschen auf Dauer wirklich motiviert.

Doch wie leicht fällt es uns, die Frage zu beantworten, ob unsere Firma einen Sinn hat? Wem soll unsere Arbeit zugute kommen? Siehe die Folien unten: Kann ein Unternehmen einen inspirierenden Sinn haben, oder muss Geldverdienen alles sein?
„Geschäft und Sinn — ein Gegensatz?“ — Kurzvortrag von Ulf Brandes.

NPS: mit dem Net Promotor Score wissen, was zählt (statt zählen, was wir wissen)

Kunden, die sich öffentlich zum Unternehmen bekennen, sind stärkere Botschafter für den Unternehmenszweck als jede TV-Kampagne. Sie sind Bestandteil des „Wir“ und beweisen das mit ihrem Bekenntnis. Immer mehr Unternehmen verwenden daher den Net Promoter Score (NPS, dt. etwa „Netto-Empfehlungsrate“) anstelle klassischer Kundenzufriedenheitsanalysen, um statt vermeintlicher Push-Erfolge ihre Pull-Wirkung besser zu verstehen.

Die Ausgangsfrage ist ganz einfach: Was ist der ultimative Sinn unserer Vertriebs- und Marketingaktivitäten? Hohe Bekanntheit? Gute Verkaufszahlen? Zufriedene Kunden? Gegenüber diesen klassischen Antworten geht der Net Promoter einen entscheidenden Faktor weiter: „Zufriedene Kunden sind die, die uns tatsächlich weiterempfehlen würden“. Und das wird der Kunde gefragt — „Wie wahrscheinlich ist es, dass Sie uns weiterempfehlen würden?“ (auf einer Skala von 1–10).

Wesentlich ist hier, die Zahl der Fürsprecher in Bezug zur Zahl der Skeptiker zu setzen: Der NPS ist also die Differenz der Prozentzahlen, wieviele Kunden eine hohe Wahrscheinlichkeit angeben (9 oder 10) und wieviele eine geringe (0–6). Sein Wert liegt damit zwischen +100% und -100%. Hierbei ist wie bei vielen Erhebungsdaten der Trend bedeutender als die absolute Höhe, nicht zuletzt weil die individuellen Bewertungenshöhen auch branchen- und länderspezifischen kulturellen Einfüssen unterliegen. Unternehmen wie zB ING haben mit dem NPS schon früh einen regelrechten Kulturwandel eingeleitet bzw verstärkt und fokussiert: „Was zählt? Kunden die uns weiterempfehlen!“

Auf Wikipedia findet sich eine recht gute deutschsprachige Vertiefung zum Thema, mit einzelnen weiteren Literaturangaben.

Persona: Du sollst Dir ein Bild von mir machen

Moderne Produktentwicklung bedeutet Gestaltung aus der Sicht der Kunden — der Erfolg eines solcher Empathie-basierten Ansatzes baut auf ein starkes Einfühöungs- und Vorstellungsvermögen in die Kundensicht, statt dass wir Kunden „einfach fragen was sie wollen“.

Dabei birgt in typischen Teamprozessen zur Produktentwicklung kaum eine Frage mehr Sprengstoff als die, welchen Kunden wir vor Augen haben. Denn jeder von uns hat — bewußt oder unbewußt — einen „wichtigen“ Kunden oder „das richtige“ Marktsegment vor Augen. Und wem fällt es schon leicht, seine Einschätzungen zu gemeinschaftlichen Gestaltungs-Entscheidungen für neue Produkte und Dienstleistungen von diesem inneren Kundenbild zu lösen?

Das Instrument „Persona“ macht aus diesem gemeinschaftlichen Entscheidungsproblem einen gemeinschaftlichen Vorteil: Eine Persona ist ein Werkzeug, in der Gruppe ihre inneren Kundenbilder zu einem oder mehreren gemeinsamen Bildern zusammenfügt.

In kürzester Zeit ein lebendiges gemeinsames Verständnis der Zielgruppe entstehen lassen

Das dauert für einen ersten „Schuss“ selten länger als 90 Minuten, und bringt um so mehr Diskussionstiefe und zugleich Spaß, je mehr die Gruppe ihre Persona oder ihre Personae tatsächlich personifiziert: Mit einem treffenden Vornamen, modischen Präferenzen, Gedanken über Prägungen aus der Kindheit und ihre früheren Erfahrungen mit unserem Unternehmen oder seinen Wettbewerbern.

Solche „überflüssigen“ Zusatzinformationen mögen manchen spekulativ und sinnlos erscheinen. Doch sie zu entwickeln fördert nicht das offene Gespräch und die Verbundenheit, sondern trägt auch dazu bei, dass in der Tat unter den möglichst inhomogen zusammengesetzen Teilnehmern so etwas wie ein gemeinschaftliches Bauchgefühl entsteht, welche Bedürfnisse der Zielgruppe oder den Zielgruppen tatsächlich viel bedeuten.

Eine „leere“ Persona ist mit wenigen Strichen gezeichnet — dann geht es los, im Uhrzeigersinn wird erläutert und dann gemeinsam zusammengetragen und verfeinert:

  • Was sie denken. Was für sie wirklich zählt.
  • Was sie sehen. Ihr Umfeld. Gangbare Alternativen. Trends.
  • Was sie sagen. Wofür sie stehen.
  • Was sie trägt und antreibt. Wie sie Erfolg definieren. Und warum.
  • Was sie fürchten. Sorgen. Hindernisse.
  • Was sie hören. Was ihr Chef sagt. Was Kollegen sagen. Wer noch Einfluss hat.

"»If I had asked my customers what they wanted, they would have told me, 'a faster horse'.«"

Henry Ford

Das Kano-Modell: welche Produktinnovationen honoriert der Kunde?

Wer einen Fernseher mit Fernsteuerung besaß, konnte sich vor wenigen Jahrzehnten sicher sein, dass Freunde und Nachbarn ihn beneiden. Die ersten Fernbedienungen hatten keine 10 Tasten: 6 für die Programme, laut/leise, aus. Später wurden regelrechte Computertastaturen daraus, mit 50 Tasten und mehr. Wieviel mehr Begeisterung bringt wieviel „mehr“ an Tasten — und wann schlägt beim Kunden ein „mehr“ um in Frust?

Das Kano-Modell ist ein einfacher, uralter japanischer Ansatz, Kundenwünsche in Produkt-Prioritäten zu übersetzen und diese im ganzen Haus verständlich zu kommunizieren.

Was ist beim Fernsehgerät heute ein vergleichbares „Killer-Feature“: vielleicht eine berührungsempfindliche Mattscheibe — aber sorgen sich potenzielle Käufer dann nicht um die Fingerabdrücke? Und wieviel lohnt es, in die Entwicklung eines solchen überdimensionalen Touch-Displays zu investieren — ab wann sinkt der Grenznutzen, ab welchem Leistungsniveau des Produktes lohnt es weniger, weiter zu investieren?

Noriaki Kano untersuchte an der Universität Tokyo in den Aufbaujahren des japanischen Wirtschaftswunders, welche Produktinvestitionen den größten Einfluss auf den Geschäftserfolg haben. Er entwickelte ein ganz einfaches Modell, Produktanforderungen — neudeutsch „Features“ — nach ihrem Einfluss auf die Kaufneigung und die Zufriedenheit der Kunden zu unterscheiden, um Investitionsentscheidungen besser gemeinsam treffen und begründen zu können.

Gemeinsame Investitionsentscheidungen leichter und kundennäher treffen

Im Wesentlichen wird bei Produkt-Akzeptanztests unterschieden, ob Kunden ein bestimmtes Produktmerkmal

  • einfach voraussetzen — aber ein Mehr nicht honorieren (zB beim TV die Fernbedienung heute)
  • würdigen können und schätzen — sodass Investition lohnt (zB beim Laptop ein geringes Gewicht)
  • überrascht und begeistert — oft mit wenig Aufwand (zB beim Auto seinerzeit die ersten Getränkehalter)
  • kalt lässt, sodass Investition nicht lohnt (zB bei bestimmten Nutzergruppen: noch größere Handy-Displays)
  • stört, ohne dass sein Fehlen begeistern würde (zB bei Handys ein kratzempfindliches Display)

Die Unterscheidung erscheint banal, aber wird immer noch viel zu selten diskutiert. Wie bei so vielen der hier genannten einfachen Werkzeuge liegt der größte Wert des Ansatzes gar nicht unbedingt in besonderer Perfektion, Rafinesse oder Detailgenauigkeit — sondern darin, dass komplexe Einschätzungen ohne großen Informationsaufwand von möglichst vielen Beteiligten diskutiert und gemeinschaftlich entwickelt werden können — gerade auch über Organisationsgrenzen hinweg.

Weitere nützliche Einstiege, Beispiele, Details und Literaturangaben auch zum Kano-Modell bei Wikipedia.

Von Blauen und Roten Ozeanen (und wo wir stärker sind)

Wo das Kano-Modell den organistionsübergeifenden Dialog über Produktinvestitionen erleichtert, befasst sich der Blue-Ocean-Ansatz mit dem Eintritt in neue Märkte. In welchen Märkten wollen wir tätig sein? Welchen Markt könnten wir neu erschaffen? Wie wollen wir uns dort positionieren? Solche Fragen betreffen oft das gesamte Haus. Um so wichtiger ist es, hierzu eine einfache gemeinsame Sprache als Diskussionsgrundlage zu besitzen.

In ihren Beststeller „Blue Ocean Strategie“ entwickeln W. Chan Kim und Renée Mauborgne an der INSEAD Business School eine solche gemeinsame Sprache für die Entwicklung von neuen Märkten. Ihre Forschungen konzentrieren sich auf die Frage, wie erfolgreiche Unternehmen neue Märkte schaffen, um dort lange Zeit Alleinstellung und entsprechende Profitabilität zu genießen.

Das Beste aus etablierten Märkten clever kombinieren

Ihr Ansatz ist ein weiterer unterschätzter Klassiker: Seit Jahrzehnten bewährt, doch lange noch nicht überall berücksichtigt. Dabei ist der Grundgedanke so einfach:

In „Roten Ozeanen“ kämpfen austauschbare Anbieter identischer Leistungen um knappe Margen. Blaue Märkten hingegen sind profitable Nischen, die „das Beste aus zwei Welten“ verbinden und damit für lange Zeit Kunden begeistern und an sich binden.

  • Welche Elemente der bestehenden Märkte begeistern Kunden, und worüber ärgern sie sich?
  • Welche positiven Elemente lassen sich zu einem neuen Markt kombinieren, sodass die ärgerlichen Elemente wegfallen können?

Das iPhone ist ein treffendes Beispiel: Als Handys noch komplizierte Business-Geräte waren und portable Musikplayer schlechte Displays hatten, erschloss Apple völlig neue Kundensegmente mit der cleveren Kombination dieser beiden bis dato völlig getrennten Märkte: Ein leicht bedienbares Telefon mit einem Musikplayer, der Spaß macht — ohne Mitsprache der Netzwerkbetreiber, deren Kartell Innovationen in den Handymärkten Europas und der USA über ein Jahrzehnt lang erheblich verzögert hatte, ganz anders als in Asien. Und ohne die Beschränkungen der winzigen Displays und Tasten der vielen digitalen Walkman-Nachfolger.

Heute sind „Smartphones“ eine milliardenfach kopierte Selbstverständlichkeit: Damals war das Erscheinen des iPhone eine Revolution, die den unangefochtenen Handy-Marktführer Nokia in wenigen Jahren dazu brachte, angesichts rapide einbrechender Verkaufszahlen seine gesamte Handysparte zu verkaufen. Und auch der Cirque de Soleil ist ein gutes Beispiel: Vom Zirkus die packende Artistik, von Oper und Musical die Musik und die durchgängige Handlung — aber attraktiv für zahlungskräftige Erwachsene aller Schichten, und ohne jede „quälende“ Tierdressur.

Etliche andere Beispiele im Buch und in zahlreichen Studien belegen: Die „Blue-Ocean“-Strategie ist nicht nur ein nützliches Instrument, um systematisch Innovationen und neue Märkte zu entwickeln. Es ist vor allem eine weitere griffige Einladung ans ganze Haus, mitzudenken und die Innovationsentwicklung gemeinschaftlich anzugehen — statt wie so oft sonst aus einem kleinen Innovations- und Strategiekreis heraus, mit den oft einhergehenden Schwierigkeiten, die Intelligenz des ganzen Hauses für neue Innovationen zu nutzen und später zu gewinnen.

Partizipation: Teilhabe als Erfolgsfaktor

Teilhabe ist einer der wesentlichen Schlüssel zu erfolgreicher Innovation in komplexen Märkten — ob in der Produktentwicklung selbst, oder bezüglicher der Kernfragen der Unternehmenskommunikation.

Eine Marken- und Marketingpolitik, die sich auf engagierte, kompetente Beiträge aller Beteiligter stützen kann, hat zunehmend bessere Chancen, Mitarbeiter und Kunden langfristig zu binden und zu begeistern als kostspielige Geniestreiche Einzelner.

Dabei kann natürlich keine Markenführung per Volksabstimmung entstehen — im schlimmsten Fall heute so, morgen so, zufälligen Stimmungsmechanismen unterworfen. Entscheidend ist die Art und Weise, wie die Kompetenz der Mitarbeiter und Kunden einbezogen wird.

Gemeinsam Komplexität meistern

Die im Kapitel „Kunden wirklich verstehen“ beschriebenen modernen Ansätzen erleichtern eine empathische Innovationsentwicklung sehr. Kritisch ist der Übergang dieser Innovations-Entwicklungen in den Rest des Unternehmens. Mit den hier dargestellten Kommunikations-Vehikeln fördern wir systematisch effiziente, strukturierte Dialoge über solche Innovationen im ganzen Haus — und damit die engagierte Teilhabe an den gemeinschaftlichen Ergebnissen.

Viele weitere Ansätze werden im Buch Management Y vorgestellt, um solche strukturierten Gemeinschaftsentwicklungen effizient und in verbindender, ernsthaft einladender Weise zu fördern.

Was bringt uns weiter, teile und herrsche“ oder echte Verbundenheit?

Wo früher trennende Strategien nach Machiavellis Grundsatz „teile und herrsche“ einen bequemen Weg wiesen, Macht und Stabilität zu sichern, bemühten sich langfristig erfolgreiche Unternehmen damals wie heute um Verbundenheit — ob zu Kunden, Lieferanten und Partnern oder zwischen den „Silos“ im eigenen Haus.

Ergänzend zu den Anregungen im Buch Management Y im Folgenden zwei Beispiele:

  • home visits: Kunden „zuhause“ bzw bei der Arbeit zu besuchen, zu beobachten und zu filmen ist sehr lehrreich — viel nützlicher und wirksamer, als viele es sich vorstellen können. Weit mehr als bei klassischer Marktforschung über Befragungen, Fokusgruppen und Spiegelglasscheiben vergessen Kunden bei einem einfühlsamen, erfahrenen „home-visits“ Team Kunden schnell die anfängliche Störung, tauchen zurück in „ihre Welt“ und kehren zurück zu ihren alltäglichen Routinen. Gerade wenn diese Eindrücke als kurze, professionell geschnittene Video-Sequenzen im Haus zirkulieren, wird weit größere Empathie mit den Kunden flächendeckend gefördert als mit ausgefeilten Statistiken und Powerpoint-Folien.
  • Soziale Medien: Das Thema ist nicht neu, aber der geeignete Umgang mit ihnen bleibt herausfordernd. Wie wägen wir ab zwischen dem Kontroll- und Effizienzinteresse der Verantwortlichen und dem Wunsch aller Beteiligten nach einem natürlichem Beziehungsaufbau? Ein Problem und damit ein wesentlicher Schlüssel liegt häufig in der Trennung von „Verantwortlichen“ und „Beteiligten“. Statt komplexer Rechtsbelehrungen, Betriebsanweisungen und Freigabeprozesse vertrauen viele Firmen auf das Fingerspitzengefühl ihrer Mitarbeiter und überlassen ihnen Verantwortung für ihre Kommunikation nach außen — im Wissen, dass Fehler passieren werden, aber dass im betont Informellen ein großer Zugewinn an Authentizität liegt, der bei genauerer Betrachtung ernsthafte Risiken weit überwiegt.

Entscheidender als solche Einzelaspekte ist die Haltung, aus der heraus sie die Begegnungen mit Kunden und Mitarbeitern entwickeln: Geht es primär um Abgrenzung, Abschottung und Distanz — oder gelingt es, ein Miteinander im vertrauensvollen Austausch zu fördern? Im Buch ist dies ein durchgehendes Thema, das wir als einen wesentlichen Paradigmenwechsel vom 20. zum 21. Jahrhundert erleben — vom einführenden Grundlagenkapitel bis zu den weiterführenden Betrachtungen am Schluss.